Berlin
(pte/16.05.2007/10:00) - Fruchtfliegen verfügen über einen freien
Willen. Auch wenn man ihnen jeden sensorischen Input nimmt, weisen ihre
Flugrichtungen auf eine wirkliche, nicht zufällige - trotzdem aber
unvorhersehbare - Fähigkeit zum Treffen von Entscheidungen hin. Zu
diesem Ergebnis ist eine Studie der Freien Universität Berlin
http://www.fu-berlin.de gekommen. Hat die Evolution den Menschen mit
einer ähnlichen Fähigkeit ausgestattet, könnte man der Lösung eines der
großen alten Rätsel der Philosophie einen Schritt näher gekommen sein.
Details der Studie wurden in PLoS One http://www.plosone.org
veröffentlicht. http://www.getcited.org/pub/103426004
Die
Wissenschaft geht davon aus, dass Wirkungen Ursachen haben. Verstehen
wir die Ursachen gut genug, können wir die Wirkungen vorhersagen. In
diesem Fall wäre der freie Wille eine Illusion. Wir reagieren einfach
auf Stimuli. Ist unser Verhalten nicht vorhersagbar, dann nur weil
zufällige Ereignisse eine entsprechende Reaktion verhindern. Das Team
um den Neurobiologen Björn Brembs setzte Fruchtfliegen in einer Kammer
einer sensorischen Deprivation aus. Diese Kammer bestand aus einer
innen weißen Trommel, die den Fruchtfliegen keine Orientierungspunkte
lieferte. Die Fliegen wurden mit einem Drehmomentmesser verbunden, der
die Bewegungen ihrer Flugversuche dokumentierte.
Die
Forscher analysierten die Ergebnisse mittels immer differenzierterer
Modelle zufälligen Verhaltens. Waren die Entscheidungen der
Fruchtfliegen zufällig, wie beim Werfen einer Münze? Nein. Eine Reihe
zufälliger Inputs lieferte genauso wenig eine Erklärung wie eine
Variante, die zufällige mit nicht zufälligen Inputs kombinierte. Es
zeigte sich vielmehr, dass das Verhalten der Fruchtfliegen Kennzeichen
von Chaos aufwies. Einem nicht zufälligen Prozess, der trotzdem wie das
Wetter vorhersagbar ist. Niemand war jedoch laut New Scientist bisher
in der Lage die Entstehung von Chaos zu erklären.
Dieser
chaotische Ansatz könnte den Fruchtfliegen jedoch zu einer Spontaneität
verhelfen, die sich evolutionär vorteilhaft erweisen könnte. Zum
Beispiel bei der Suche nach Nahrung oder wenn eine weibliche
Fruchtfliege eine unerwünschte männliche loswerden will. Laut Brembs
kann die Evolution anders als bei wirklichen Zufällen das Ausmaß dieser
Spontaneität fein abstimmen. Dabei handle es sich um eine rudimentäre
Form des freien Willens. Eine höher entwickelte Form könnte den
Menschen aus dem Gefängnis von Ursache und Wirkung befreien. "Es macht
sehr viel Sinn anzunehmen, dass das, was wir als freien Willen
wahrnehmen auf Komponenten basiert, die viel früher in der Evolution
entstanden sind." (Ende)
[ Quelle: http://pressetext.com/pte.mc?pte=070516011 ]